Skip to main content

135 Jahre DRK Flörsheim

PRESSEMITTEILUNG vom 17.April 2018 

 Der Flörsheimer Ortsverein des Deutschen Roten Kreuz blickt auf 135 Jahre Vereinsgeschichte zurück

Vor 135 Jahren wurde am 17. April 1883 das Deutsche Rote Kreuz Flörsheim gegründet. Dies geschah zu einer Zeit, als noch Kaiser Wilhelm I. regierte und der deutsche Reichstag die Krankenversicherung zur Pflicht machte. Viele Herausforderungen hat der Verein seitdem überwunden, viele Persönlichkeiten haben Vereinsgeschichte geschrieben. Unzählige Hilfeleistungen, Sanitätsdienste, aber auch die gewachsene Tradition des ehrenamtlichen Rettungsdienstes, der Sonder Einsatz Gruppe (SEG), die Sozialarbeit und das Jugend Rotkreuz zeichnen den Verein dabei bis heute aus.

Entstanden aus dem Willen, den Verwundeten der Schlachtfelder unterschiedslos Hilfe zu leisten, legte Henry Dunant nach der Schlacht von Solferino im Jahr 1859 den Grundstein für die Gründung des Roten Kreuzes – und damit für die Gründung der Flörsheimer Ortsvereinigung des Deutschen Roten Kreuzes. Damals als „Krieger-Sanitätscolonne vom Roten Kreuz in Flörsheim“ von einigen, heute unbekannten Männern im Gasthaus „Zum Hirsch“ gegründet, standen von Anfang an die sieben Grundsätze des Roten Kreuzes im Mittelpunkt. „Die Gründung geschah nach der Idee von Henry Dunant und unter den Grundsätzen Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität. Das sind und waren von Anfang an die Leitgedanken des Roten Kreuzes, nach denen unsere Gründer und unsere Kameradinnen und Kameraden in der Vergangenheit gehandelt haben und nach denen wir immer handeln wollen“ erklärt der heutige erste Vorsitzende Hans-Joachim Freiberg.

Wenig Ausrüstung und deutlicher Bezug zum Militär
boerner

Gerade in den Anfangsjahren mussten die Sanitäter mit bescheidenen Mitteln auskommen. Medizinische Ausrüstung wurde von Hand hergestellt. Die Helfer kennzeichnete lediglich eine weiße Mütze und eine Armbinde. Ist über die Anfangsjahre darüber hinaus wenig bekannt, prägte doch ein Mann die ersten drei Jahrzehnte der Vereinsgeschichte: Dr. Emil Börner wurde Vorsitzender und blieb bis zu seinem Tod medizinischer Leiter, Ehrenvorsitzender und Kreisinspekteur.
Die Anfangsjahre waren außerdem durch deutlichen Bezug zum Militär gekennzeichnet. Mitglied der Sanitätskolonne durfte nur werden, wer seinen Militärdienst abgeleistet hatte und entweder dem Krieger- oder dem Militärverein angehörte. Außerdem waren Transport und Erste Hilfe bei Krankheiten und Unfällen auf Friedenszeit beschränkt. Im Kriegsfalle stand der überwiegende Teil der Kolonne dem Einsatz hinter der Front zur Verfügung. Ein Alarmplan aus den Anfangsjahren unterschied zwischen 21 Mitgliedern, die dauernd im Ort anwesend waren, und 19 weiteren, die zeitweise auswärts oder nur schwer abkömmlich waren. Notfälle mussten beim Postamt gemeldet werden. Von dort wurde die Sanitätskolonne alarmiert. Plakate in der Stadt machten die Bürger darauf aufmerksam, dass sie „Erste Hilfeleistung bei Unglücksfällen“ erhalten können und dass bei Unfallmeldungen „Zahl der Verletzten und Art des Unfalls möglichst genau anzugeben sind“.

Von der Krankentrage zum hochmodernen Rettungswagen
Fahrtrage  19071907 investiert die Sanitätskolonne in die erste fahrbare Krankentrage, die eine wesentliche Verbesserung der Ausrüstung darstellte. Sie war noch bis 1955 im Einsatz und konnte von einem Helfer gezogen werden. Abgelöst wurde sie schließlich von einer motorisierten Variante. 1960 erhält das Rote Kreuz Flörsheim mit einem neuen VW-Krankentransportwagen den modernsten Krankentransportwagen des Main Taunus Kreises. Wenige Jahre später kommen ein weiterer Krankentransportwagen sowie ein Rettungswagen hinzu. Die Professionalisierung hält weiter Einzug: der neue Rettungswagen 1981 ist nach aktuellsten Richtlinien ausgestattet. Heute gehören zwei moderne Rettungswagen, ein Gerätewagen, ein Einsatzleitfahrzeug, ein Mannschaftstransportwagen und ein Führungsfahrzeug der Sonder Einsatz Gruppe zu den Einsatzfahrzeugen des Ortsvereins.

Rettungswagen 2014

Rettungswagen 2014

Historische Herausforderungen
Bis zum Jahr 1914 finden mehrere Sanitätsübungen statt. Als der erste Weltkrieg im August 1914 beginnt, werden die meisten Kolonnenmitglieder eingezogen. Lediglich eine kleine Gruppe von fünf bis sieben Aktiven versieht in den Kriegsjahren den Dienst in der Heimat. Im März 1919 nimmt die freiwillige Sanitätskolonne ihre normale Arbeit wieder auf, regelmäßige Übungsstunden, Erste Hilfeleistungen und Transporte finden wieder statt. Eine weitere historische Herausforderung bilden die Jahre 1933 bis 1946. Erfreulich ist, dass nun auch Frauen aktive Arbeit im Roten Kreuz leisten dürfen. Fast alle aktiven Helfer werden zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges im September 1939 eingezogen. Die wenigen in der Heimat verbliebenen schultern nicht nur die bisherigen Aufgaben des Krankentransports. Zudem betreuen sie die zwölf öffentlichen Luftschutzräume der Gemeinde und organisieren die Breitenausbildung in Erster Hilfe. Zu Kriegsende steht die Bereitschaft vor dem Nichts. Jahre des Wiederaufbaus folgen bis 1559. Hier rückt die soziale Arbeit neben dem Sanitätsdienst nun in den Fokus der Arbeit des Flörsheimer Roten Kreuz.

1951 gründen JRK-Leiter Franz Gutjahr und JRK-Leiterin Annegrit Hammer das Flörsheimer Jugendrotkreuz. jrk gruendung 1951Bereitschaftsarzt ist Dr. Müller sen., Bereitschaftsleiter Andreas Sahm. 1963 schließlich feiert die Bereitschaft ihr 80-jähriges Bestehen und pflanzt aus Anlass des Jubiläums die Henry-Dunant-Linde an der Freitreppe zur Riedschule. Fünf Jahre später zieht die Bereitschaft in die neue DRK-Unterkunft im Anne-Frank-Weg, 1978 dann in das Nebengebäude des Frankfurter Hofes in die Hauptstraße. Hier bleibt sie, bis sie 2007 in die neu gebaute Unterkunft im Höllweg zieht – was für möglichst lange Zeit der letzte Umzug bleiben soll.

Professionalisierung in den 70er und 80er Jahren
Die Aufgaben der Bereitschaft werden in den 70er und 80er Jahren vielfältiger. Neben dem Krankentransport, der Sozialarbeit und den Blutspendenterminen stemmen die aktiven Roten Kreuz Helfer mehr und mehr wiederkehrende Sanitätsdienste wie den Flörsheimer Fastnachtsumzug, das Weinfest in Wicker oder die Ferienspiele. Mit der Indienststellung eines Unfallrettungswagens, der in vielen Arbeitsstunden wieder fahrbereit gemacht wird, verbessert sich die Motivation der Helfer. Meldeempfänger und Funkgeräte werden gekauft, die Unterkunft in der Hauptstraße professionalisiert sich ebenfalls: Neben Unterrichts-, Büro- und Lagerräumen, Garagen, Schlaf- und Aufenthaltsraum werden eine Desinfektionsschleuse und eine Funkzentrale eingerichtet. Auch der Ausbildungsstand der Helfer verbessert sich. So haben 1979 alle Helfer einen Sanitätslehrgang absolviert, einige werden Transportsanitäter und die Bereitschaft wird als „Ehrenamtliche Rettungswache“ offiziell anerkannt. Franz-Josef Eckert (63), heute Geschäftsführer des Ortsvereins, wurde in dieser Zeit, nämlich 1978, zum Bereitschaftsführer gewählt. Er erklärt, dass es auch immer wieder Gegenstimmen in Bezug auf den ehrenamtlichen Rettungsdienst der Flörsheimer DRK’ler gegeben habe: „Die Unterstützungen hielten sich in Grenzen. Selbst der Geschäftsführer einer Betriebskrankenkasse aus dem Nachbarort hielt es damals für angemessen, uns schriftlich mitzuteilen, wir sollten unser Engagement im Rettungsdienst einstellen. Aber wir haben weiter gemacht – zum Glück.“

Mannschaft 1978

Mannschaft 1978

Gründung der Sonder Einsatz Gruppe (SEG)
Das S-Bahnunglück in Rüsselsheim, bei dem das Flörsheimer DRK am 2. Februar 1990 Hilfe leistet, geht als zukunftsweisender Tag in die Geschichte des Ortsvereins ein. „Anlässlich dieses Ereignisses haben wir 1991 die Sondereinsatzgruppe Flörsheim zur Bewältigung von Großschadensfällen gegründet“, erklärt Geschäftsführer Franz-Josef Eckert. Mannschaft 2017„Unser Ziel war und ist es, eine flexible und gut ausgerüstete Einsatzgruppe bereit zu stellen, deren Helferinnen und Helfer über ein hohes Ausbildungsniveau verfügen“. Im Bedarfsfall werden so um die dreißig DRK’ler per Funkalarmempfänger erreicht. Insgesamt 25 Patienten können heute in zwei Großraumzelten versorgt werden. Damit ist die Flörsheimer SEG ist als Einsatzgruppe für ein mittleres Verletztenaufkommen vorgesehen. Mit fünf Einsatzfahrzeugen, dem Hintergrund-Rettungsdienst sowie der Mitarbeit bei der Besetzung des hauptamtlichen Rettungsdienstes in Wicker, der Jugend- und Sozialarbeit und nicht zuletzt den Sanitätsdiensten und der SEG steht das DRK Flörsheim an der Spitze seiner bisherigen Entwicklung. „Wir versuchen, an den Leistungsstandard der vergangenen Jahre stets anzuknüpfen und diesen kontinuierlich auszubauen“ beschließt Eckert die Rückschau auf 135 Jahre Vereinsgeschichte. „Der Rettungsdienst und der Sanitätsdienst übernehmen dabei die größte Rolle, denn die Aufgabe des Roten Kreuzes ist es seit Henry Dunant, den Menschen in Not zu helfen. Dieses Ziel wird das Rote Kreuz Flörsheim auch in Zukunft weiterverfolgen.“ 

Eine Präsentation mir kurzem Blick durch die Geschichte finden Sie hier.

Hierzu erschienen Beiträge in:

Main Spitze (27.04.2018)
Wiesbadener Kurier (27.04.2018)
Flörsheimer Zeitung (26.04.2018)