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Mit Rettungszelten und Kaffee

Rüsselsheimer Echo 14. Juli 2011, www.echo-online.de hk echo

Rotes Kreuz: Flörsheimer Sondereinsatzgruppe stellt neuen Gerätewagen in Dienst – Versorgung bei Großeinsätzen

Wie wichtig die Logistik bei Unfällen mit einer großen Zahl von Opfern ist, wurde den Helfern des Roten Kreuzes beim S-Bahn-Unglück vor 20 Jahren in Rüsselsheim ...

Wie wichtig die Logistik bei Unfällen mit einer großen Zahl von Opfern ist, wurde den Helfern des Roten Kreuzes beim S-Bahn-Unglück vor 20 Jahren in Rüsselsheim klar. Das Unglück war der Impuls für die Gründung der Flörsheimer Sondereinsatzgruppe (SEG). Zum zwanzigjährigen Bestehen ging für die SEG jetzt der Wunsch nach einem neuen Gerätewagen in Erfüllung.
Beim S-Bahn-Unglück vor 20 Jahren war es der Flörsheimer Rettungswagen, der als erster am Unglücksort am Bahnhof in Rüsselsheim eintraf. Den Sanitätern bot sich ein Bild des Schreckens. Im Nu waren alle Verbrauchsmaterialien des Rettungswagens ausgegeben, und auch den nachrückenden Kräften ging es nicht anders. Soldaten der benachbarten US-Kaserne hätten gar Türblätter über den Zaun geworfen, um die Verletzten darauf zu transportieren. Die Flörsheimer Rettungskräfte beschlossen nach dem Ereignis, eine Sondergruppe ins Leben zu rufen, die bei solch einem Massenanfall von Verletzten zukünftig besser gerüstet ist.
Auf zwei Pkw-Hängern und im Mannschaftstransporter wurden für solch Einsätze zusätzliche Materialien und Geräte für die Rettungsarbeiten im Wert von 40 000 Euro gelagert, die bei Bedarf mit zur Einsatzstelle genommen werden konnten. Die SEG wurde zu Großeinsätzen wie der Explosion im Shell-Tanklager, zu schweren Verkehrsunfällen, zu Bränden, einem umgestürzten Baukran, einem Blitzschlag in eine Gruppe von Wanderern oder einem Tanklasterunglück gerufen.

Stets mussten aber mindestens drei Fahrzeuge ausrücken, um all die Materialien zur Einsatzstelle zu befördern, und so wünschte sich die SEG schon lange ein zusätzliches Transportfahrzeug, was alle Materialien auf einmal mit zum Unglücksort nehmen konnte. Zunächst war es mangelnder Stellplatz, der die Anschaffung eines neuen Fahrzeugs versagte, erst nach dem Bau der neuen Wache am Höllweg im Jahr 2007 rückte der Traum vom zusätzlichen Gerätewagen näher. Da die SEG ohne Bundes-, Landes- oder Kreisunterstützung gegründet wurde und auch nur vom Ortsverein und seinen Mitgliedern unterhalten wird, lag auch die Finanzierung des neuen Gerätewagens allein in der Hand der Flörsheimer Rotkreuzler.
Der neue Gerätewagen kostete 115 000 Euro und ohne die Mithilfe von Sponsoren wäre der Kauf wohl auch noch länger ein Traum geblieben. Seit Mai diesen Jahres steht der äußerlich einem Rettungswagen gleichende Wagen nun in der Flörsheimer Wache. Alle wichtigen Materialien für den Großeinsatz wie aufblasbare Zelte, Notstrom, Tragen, Trageböcke, Tischgarnituren, Rettungsrucksäcke, Notfalltaschen, Vakuummatratzen und Verbrauchsmaterialien sind verstaut. Auf dem Dach kann ein auf drei Meter ausfahrbarer Lichtmast für Helligkeit am Unglücksort sorgen, und auch ein Kaffeeautomat hat noch einen Platz gefunden. Der SEG-Rüstwagen ist bislang einmal im Main-Taunus-Kreis, wenn es auch drei weitere Sondereinsatzgruppen gibt.
Die SEG rückt hauptsächlich zu Großeinsätzen innerhalb des Main-Taunus-Kreises aus, könnte aber auch bei einem Massenunfall am Frankfurter Flughafen angefordert werden. Insgesamt kann sich die Rot-Kreuz-Einheit um 25 Verletzte kümmern. Zwei Schwerverletzte können in einem der Rettungswagen behandelt werden, fünf weitere in einem der beiden 50 Quadratmeter großen Rettungszelte und im zweiten Platz würden 18 Leichtverletzte betreut werden können.

In einer Feierstunde am Sonntag stellte die SEG ihren neuen Wagen offiziell in Dienst, und Bürgermeister Michael Antenbrink und Vertreter der Sponsoren durften den neuen Wagen inspizieren. Die Stadt Flörsheim beabsichtigt, einen Zuschuss zur Neuanschaffung im Rahmen der Vereinsförderung in die Haushaltsberatung 2012 aufzunehmen.
Etwa 25 Prozent der ehrenamtlichen Arbeit der Flörsheimer Rotkreuzler fließt in die SEG, wozu die Qualifizierung der Helfer, die Instandhaltung und Kontrolle sowie die Weiterentwicklung zählt. Insgesamt kann die Flörsheimer Rotkreuzgruppe auf 28 Aktive zählen. Acht davon dürfen im Rettungsdienst fahren und unterstützen die hauptamtlichen Kräfte, die in Wicker stationiert sind.