S-Bahn rammt Baumaschine
Rüsselsheimer Echo 09. Juni 2010, www.echo-online.de
9. Juni 2010
Von Jens Etzelsberger
Bahnverkehr: Fahrgäste kommen mit dem Schrecken davon - Mehrere zehntausend Euro Schaden
,,Es war ein fürchterlicher Krach. Die Fenster sind gesplittert und der ganze Zug hat gewankt. Ich habe gedacht, jetzt entgleisen wir". Der Frau steht der Schock noch ins Gesicht geschrieben, als sie sich am Samstag Vormittag, zusammen mit den anderen Fahrgästen, auf den Weg in die nahe gelegene DRK-Wache macht, wo sie auf Taxis warten, die vom Notfallmanagement der Bahn bestellt wurden. Mit der S-Bahn der Linie 1, auf dem Weg von Frankfurt nach Wiesbaden, ist kein Weiterkommen möglich. Die Bahn steht schwer beschädigt im Bereich des Bahnüberganges Wickerer Straße in Flörsheim. Dieser Bahnübergang soll durch eine Unterführung ersetzt werden und deshalb sind in diesem Bereich auch eine Reihe Baumaschinen im Einsatz, um die Gründungsarbeiten für die Unterführung durchzuführen. Eines dieser Baufahrzeuge wurde um 10.06 Uhr von der S-Bahn, die gerade vom Flörsheimer Bahnhof aus beschleunigte, gerammt. Der Fahrtenschreiber zeigte Tempo 29 an.
Erlaubt wäre hier Tempo 40. Der Bagger mit dem großen Bohraufsatz, der in den Schienen arbeitete, hat offensichtlich zu weit in das Nebengleis geragt, so dass die in Fahrtrichtung linke Seite der S-Bahn schwer beschädigt wurde.
Der Triebwagen ist verbeult, über rund 50 Meter zeigen Schleifspuren, wo die Bahn an der Baumaschine entlanggeschrammt ist, Fenster sind gesplittert.
Glück im Unglück: Durch die Ausfahrt aus dem Bahnhof war die S-Bahn noch nicht sehr schnell. Und das Flörsheimer Rettungszentrum mit Feuerwehr, DRK und Polizei liegt gerade einmal 50 Meter vom Unfallort entfernt. Während die ersten Passagiere, viele bepackt mit
Einkaufstüten, nach der Notbremsung die Wagen geschockt selbst verlassen, geleitet die Feuerwehr andere Passagiere über Nottreppen ins Freie. In der nahe gelegenen DRK-Wache werden die Fahrgäste mit Getränken versorgt und können auf die Taxis warten. Das DRK zählte 39 Fahrgäste, die in der Wache versorgt wurden. Allerdings war eine große Gruppe Radfahrer in der S-Bahn, die ausstieg und mit dem Rad weiterfuhr. Obwohl es zunächst hieß, niemand sei verletzt worden, klagten ein Mann und eine Frau nach Abklingen des Schocks über Schmerzen im Schulterbereich. Sie wurden ins Rüsselsheimer Krankenhaus gebracht.
Obwohl der Unfall schon um 10.06 Uhr geschah, wurden DRK und Feuerwehr erst um 10.34 Uhr informiert. Das Notfallmanagement der Bahn erklärt die Verzögerung gegenüber den Rettungskräften mit dem Umstand, dass der Zugführer keine Verletzten gemeldet hätte. Klagen über das Notfallmanagement gab es von Seiten der Fahrgäste. Obwohl nur 39 Personen zu transportieren waren, dauerte es dreieinhalb Stunden, bis die letzten Fahrgäste von Taxen in der DRK-Wache abgeholt wurden. Obwohl die Endstation der Unfallbahn Wiesbaden war, sagten Taxifahrer, sie seien nur bis Mainz-Kastel bezahlt und könnten die Fahrgäste deshalb nicht bis bis zum Wiesbadener Hauptbahnhof fahren. Der Sachschaden steht noch nicht fest, beträgt aber wahrscheinlich mehrere zehntausend Euro.