Bei Feier kostet alles nur 125 Cent
Main-Spitze, 27. Februar 2008, www.main-spitze.de
Rotkreuz-Vereinigung feiert Jubiläum / Von "Krieger-Sanitätskolonne" zum modernen Verband
hbk. FLÖRSHEIM Der Rotkreuz-Ortsverband blickt in diesem Jahr stolz auf 125 Jahre zurück. Vorläufiger "krönender Abschluss" von 125 Jahren Ortsvereinsgeschichte war die Inbetriebnahme des Vereinsheims im Höllweg 17 im Juli vergangenen Jahres.
Im neuen Domizil findet am 20. April 2008 das "Fest zum Jubiläum" statt. Aus gegebenem Anlass werden alle Getränke und Speisen 125 Cent kosten. Der Akademischen Feier mit Ehrungen am Vormittag schließt sich ein "Tag der offenen Tür" mit Live-Musik der Band "The Bubbles" und als Attraktion für große und kleine Besucher eine riesige Autorennbahn.
Ein Blick in die Chronik der DRK-Ortsvereinigung zeigt die Entwicklung von der "Krieger-Sanitätskolonne vom Roten Kreuz Flörsheim" zu einer der vorbildlichsten Ortsvereinigungen im Kreis. Gründungsstätte und späteres Vereinslokal war am 17. April 1883 das Gasthaus "Hirsch". Der ärztliche Leiter war Dr. Emil Börner. Ziel war die Umsetzung der Idee Henry Dunants, eine erfahrene und ehrenamtlich-tätige Hilfsgruppe zu schaffen, die verwundete Soldaten pflegt. Bescheiden waren die Anfänge in Flörsheim: Ausrüstungsgegenstände wurden von eigener Hand hergestellt, die Helfer hatte man durch weiße Mützen und Armbinden gekennzeichnet.
1903 regelte die Satzung, dass die Sanitätskolonne in Friedenszeiten unentgeltlich den Transport und die erste Hilfeleistung bei Kranken und Verunglückten der Gemeinde Flörsheim übernehme. In Kriegszeiten stehe sie nur dem Roten Kreuz zur Verfügung. Zu Beginn des Jahres 1915 waren 15 Mann der Kolonne eingezogen. Ein kleines Häuflein von fünf Aktiven versah in jenen Jahren den Dienst in der Heimat.
Als einen Lichtblick erwähnt die Chronik das Jahr 1937, als auch Frauen aktive Arbeit im Roten Kreuz leisten konnten. In Flörsheim formierte sich eine aktive Frauengruppe, die mit Kriegsanbruch 1939 sich bewähren musste, wurden doch alle aktiven Helfer schon bald eingezogen. Zwölf öffentliche Luftschutzräume wurden in Flörsheim eingerichtet und von den wenigen verbliebenen Rot-Kreuz-Helfern betreut. Eine verstärkte Breitenausbildung in Erster Hilfe musste organisiert werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stand die Flörsheimer DRK-Bereitschaft vor dem Nichts. Neuformierungen wurden bis 1946 nicht genehmigt.
"Doch der Geist Henry Dunants hat in Flörsheim die Kriegswirren überdauert", schreibt der Chronist. Jetzt lag der Schwerpunkt der Arbeit vorwiegend auf dem sozialen Sektor: Betreuung der Alten, Kinder und vor allem der Flüchtlinge, Erfüllung von Aufgaben im Suchdienst, Verleih von Krankenpflegeartikeln und die Eröffnung einer Nähstube mit zwei gespendeten Nähmaschinen des amerikanischen Roten Kreuzes.
Bei zwei spektakulären Notfällen hat sich das Flörsheimer DRK in Zusammenarbeit mit anderen Rettungsdiensten und den Feuerwehren bewährt: Am 3. Juni 1983 tötete ein Amokläufer an der Gesamtschule Eppstein drei Kinder, einen Lehrer und den Flörsheimer Polizeibeamten Gisbert Beck und verletzte 14 weitere Personen zum Teil lebensgefährlich. Das S-Bahn-Unglück am 2. Februar 1990 in Rüsselsheim war Auslöser für die Schaffung einer Sondereinsatzgruppe (SEG) für Großschadensfälle. Durch die SEG sowie einen reibungslos funktionierenden Rettungsdienst am Wochenende und Hintergrunddienst während der Woche zählt das Flörsheimer Rote Kreuz heute zu einem der vorbildlichsten DRK-Ortsvereine des Main-Taunus-Kreises, dessen Helfer über ein hohes Ausbildungsniveau verfügen.