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Hochheim/Keramag-Falkenberg

Höchster Kreisblatt, 17. September 2001 www.rhein-main.net   >hk

 

Der kleine Daniel ist ziemlich tapfer: Obwohl er eine schwarz verkohlte Brandwunde an der linken Wade hat und mit Sicherheit eine Rauchvergiftung, lächelt er seine Betreuer an. André erneuert gerade das Kühlungstuch auf der Wunde, Dominique erkundigt sich nach dem Zustand von Daniels Kreislauf. Sie sitzt dabei hinter Daniel, um ihm eine bequeme aufrechte Haltung zu ermöglichen. "Alles in Ordnung", kann Daniel schon wieder lachen. Ist ja auch alles gar nicht so schlimm, der Junge ist nämlich nicht wirklich verletzt. Er nimmt gemeinsam mit André und Dominique an einer Gemeinschaftsübung von Jugendfeuerwehren und Rotkreuz-Nachwuchs aus dem Kreis teil.

Während die jungen Brandschützer aus Hochheim, Massenheim, Flörsheim, Wicker, Weilbach und Eddersheim einen Einsatz auf einem Firmengelände in der Keramag simulieren, versorgen ihre Kollegen vom Jugendrotkreuz aus Hochheim und Flörsheim die "Verletzten" in zwei eilig aufgestellten Zelten. Gut 130 Feuerwehrleute verteilen sich auf dem Gelände der Holz verarbeitenden Firma.

Eine Explosion habe es gegeben, haben sie beim Anrücken erfahren. Schnell sind die Aufgaben verteilt, die Koordination zwischen den Wehren ist kein Problem. "Das läuft außerordentlich gut", freut sich Oliver Erbe, Pressesprecher der Hochheimer Feuerwehr. Auch Tobias von der Flörsheimer Jugendwehr, der eben mit Kollegen unter einem Holzstapel nach Verletzten suchte, ist zufrieden: "Wir wussten alle ziemlich schnell, was unsere Aufgabe ist." Während sich kleine Trupps zur Suche nach den neun Vermissten aufmachen – die "Opfer" sind von den erwachsenen Ersthelfern sehr realitätsnah geschminkt worden –, stellen andere Einsatzkräfte die permanente Wasserversorgung sicher: Das Löschwasser aus den Tanks der Einsatzfahrzeuge ist schließlich irgendwann aufgebraucht. Schnell werden Hydranten angeschlossen und Pumpen an den Main geschleppt. An zwei Stellen brennt es: ein kleines Lagerhaus ist ebenso betroffen wie ein Holzlagerplatz. Eine Gruppe sucht zwischen den brennenden Baumstämmen nach einem Verletzten und findet ihn schließlich, eingekeilt zwischen Ästen. Mit einer Schleifkorbtrage können sie ihn herausziehen, während ihre Kameraden schon mit den Löscharbeiten beginnen. Dass dabei auch der Einsatztrupp vom Löschwasser getroffen wird, lockert die angespannte Atmosphäre etwas auf. Die beiden Brandherde haben die Floriansjünger schnell unter Kontrolle, und Kerstin Ehresmann vom Roten Kreuz kann signalisieren: "Es sind alle Vermissten geborgen."

Durchatmen bei der Feuerwehr, da sind ein paar doch ganz schön geschafft. Schließlich sind einige der Feuerwehrleute erst zehn oder elf Jahre alt und brauchen noch Erwachsene zur Unterstützung, wenn sie einen Wasserschlauch halten müssen. Alles in allem eine zufriedenstellende Großübung, bei der die Jugendwehren ihr Können im Umgang mit technischem Gerät ebenso unter Beweis stellen konnten wie ihre Kooperationsfähigkeit, auf die es bei Großeinsätzen ganz besonders ankommt. Die Rotkreuzhelfer hatten sich die Bratwurst beim Grillen genauso verdient: "Die haben sich richtig gut angestellt", urteilte Kerstin Ehresmann. (uwe)

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